Freitag, 10. April 2009

Interview "Ab durch die Mitte"

Nach meiner Rückkehr aus der Klinik - der Sportklinik in Bad Cannstadt - zeichnete Sabine, die als Mitglied meiner drei-köpfigen Hauptcrew (bestehend wie bereits schon erwähnt aus Alexandra, Jürgen und eben ihr) dieses Interview als Basis Ihres Artikels (sie ist Redakteurin bei der Tageszeitung Rheinpfalz) auf - hier der Wortlaut:


1) Was hat Dich während Deines Rekordversuchs in Australien – positiv wie negativ – am meisten beeindruckt? Was hat Dich überrascht (z.B. der raue Asphalt, der starke Gegenwind, die vielen Kaugummi-Hügel, die netten Australier …)
beeindruckt: die Einsamkeit des Menschen in der unendlich, so scheint es, ausgedehnten Landschaft.
Genervt hat natürlich der ganz anfangs starke Verkehr.
Die Variationen des Lichtes , vor allem während der Dämmerung war sensationell.

Überrascht: mit rauem Asphalt habe ich gerechnet, die Größe der „vergossenen“ Kiesel im Flüssigbitumen war wie erwartet – die Scharfkantigkeit jedoch nicht. Es ist noch bescheidener gerollt als vermutet. Zum Glück hat das sehr gute Reifenmaterial gehalten.
Wind war wie erwartet relativ stark am Tag. Das Abflauen hat ja gezeigt, dass es sich vorwiegend um tageszeitliche und lokale Windphänomene gehandelt hat, die ich auch erwartet, bzw. auf die ich spekuliert habe – da liegt ja dann die Wahrscheinlichkeit ganz einfach bei 50 % von vorn und 50 % von hinten – dumm nur dass es von Anfang an gleich von vorne blies. Das Einschlafen – zur Gänze – des Windes hätte ich jedoch nicht vermutet.
Die „Kaugummihügel“ waren die Rettung. Es ist für mich viel einfacher auch mal bergauf fahren zu dürfen, als wirklich nur in der Ebene zu treten. Das hat sicherlich zu dem doch ganz guten Vorankommen beigetragen. Ich hatte auf dem Rad ja nicht so viel Kontakt zu den Menschen – den, den ich hatte war jedoch sehr angenehm. Die Menschen sind schon hilfsbereit – den Arzt und die Klinik, das ist eine ganz andere Geschichte.
2) Wie bist Du auf die Idee gekommen zu diesem Rekordversuch? Der Rekord ist eigentlich doch sehr unbekannt.
Ich bin Gerry Tatrai schon mehrfach „über den Weg gelaufen“, und mag ihn auch - und vor allem schätze ich seine sportlichen und menschlichen Qualitäten. Aber schon zuvor hat mich die Idee immer begeistert etwas Ganzes, etwas Großes zu tun.
Es ist einfach eine Linie, welche einer geographischen Logik entspricht. Ein Land, ein Kontinent, hier auch noch eine riesen Insel, gleich mit einem Linial gezogen, zu durchqueren – das „Objekt“ also quasi mit den Reifen „auseinanderschneiden“ – einfach grandios.
Du hast einen „Entdeckerauftrag“ beim Fahren – im Land, in seine unwirtliche Mitte vorzudringen, und auch wieder diese Mitte zu verlassen- am Besten mit Erfolg.
Ins Ungewisse fahren und wieder aus der „Höhle“ herauszukommen.
Ob etwas bekannt ist oder nicht liegt ja eigentlich nur daran, dass darüber niemand spricht. Was mich persönlich nicht so arg abschreckt etwas zu wollen. Ich unternehme die Dinge ja zu aller erst mal um selbst persönlich einen Nutzen daraus zu ziehen.



3) Ich habe leider nach dem Unfall nicht mehr auf Deinen Tacho geschaut. Weißt Du noch Deinen Schnitt?
Da haben wir unterwegs leider mal gelöscht. Der Autotacho hat gemeint 1280 km , der Radtacho, der geht allerdings genauer (Radumfang 2,104 m des montierten Schlauchreifens auf dem Lightweight Rad – ausgemessen, indem ich das Rad mit dem auf 8 bar aufgepumpten Reifen 10 mal abgerollt habe / der Drahtreifen von Conti hat einen anderen Umfang !!), war bei 1014 km + dann nochmals 302 km angelangt , also 1316 km – der Nettofahrtschnitt war 27,79 km – also nicht gerade umwerfend. (ok. Es hat auch unangenehm gewindet)


4) Wie ist es zu dem Unfall gekommen (was war es für ein Tier)?


Von links „fliegt“ ein hell bis mittelbraunes „Etwas“ heran, klatscht gegen den vorderen Rand der Felge, und dreht diese in einem Satz um. ...Ich falle links nach vorne über den Lenker mit der Schulter auf den Boden. Die Einheimischen ( die Polizisten und die Nurse ) in Ti Tree haben das Tier aufgrund meiner Größenangabe und der Farbe für eine Wildkatze eingestuft.


5) Angenommen, Du hättest den Rekord geschafft. Was bringt es Dir?
Nur dass ich den Satz sagen kann: Ich habe diesen Rekord. Meinem Umfeld bringt es mehr. Man macht mit solchen Dingen ja auch Werbung.
Persönlich steht für mich das Erlebnis immer im Vordergrund – da ist es unerheblich, ob man etwas schafft oder nicht. .
Was für mich aber auch immer ein bisschen wichtig ist – kann ich einen Rekord setzen, dann kann ich sagen : auch ich habe am Rad der Menschheitsgeschichte ein klein wenig gedreht – wenn es auch nur der vermutlich vollkommen irrelevante Teil der Radsportgeschichte ist. Ich habe dann also dafür gesorgt, dass sich die Menschheit“ weiterentwickelt“...und das ist stark, gibt es einem doch das Gefühl nicht einfach nur ein ganz kleines Zahnrädchen in dem riesigen Getriebe der menschlichen Gesellschaft zu sein.


6) Allen, denen ich von Deinen Extremtouren erzähle, wundern sich, dass Du mit so wenig Schlaf auskommst (wie „wenige“ Minuten waren es in den drei Tagen in Australien? Habe leider keine Kopien vom Roadbook). Wie kompensierst Du den Schlafentzug?
Wir haben insgesamt bis zum Crash 2 Stunden geschlafen. Nach ca. 600 km mal 15 min dann einmal der richtige Schlaf in der 2. Nacht nach knapp 42 Stunden ( hier den vollen Schlafzyklus von 1 h 30 ) dann nochmals 15 min am frühen Morgen des 3. ten Tages.
Du weißt ja, dass ich eher zu den „Vielschläfern“ unter den eher starken Radlern zähle – allerdings auch meist nur ca. 1 h 30 pro Nacht schlafe – ich brauche dann jedoch noch den einen oder anderen Powernap von ca. 5 – 15 min.(Das Roadbook habe ich von Jürgen erst kürzlich bekommen und muss es noch abschreiben und auswerten – schick ich Dir dann als Exeltabelle – rechne bitte mal erst so gegen Ende der Woche / Anfang nächster Woche damit).
Unterwegs kann man den Schlafentzug nicht kompensieren. Man muss ihn einfach aushalten! – manchmal gelingt das besser – das hat hauptsächlich psychische Gründe , welche aus der augenblicklichen Situation heraus resultieren. Was Wunder, dass die Crew sooooo wichtig ist!
Es fällt einem unterwegs mindestens genauso schwer nicht einzuschlafen , wie wenn man einfach so eine Nacht durchmacht etc.


7) Wie lange wirst Du aufs Radfahren verzichten müssen? Wirst Du den Rekordversuch noch einmal wagen? Wenn ja, wirst Du dann etwas anders machen?
Ich hoffe, dass ich diese Woche wieder auf die Rolle kann – die Beweglichkeit des Armes ist wieder so, dass ich de Lenker erreichen kann. Dann nächster Woche ( nach 6 Wochen – OP , und ca. 7 Wochen nach dem Unfall) bekomme ich entweder wieder das OK oder eben nicht. Gehen würde es vermutlich schon – allerdings ist das Risiko, dass die äußersten Schrauben in den Bändern und den äußeren Splittern ausreißen, schon anfangs jetzt noch groß – also lieber gemach, gemach.
Laufen kann ich ja wieder, da die Rippen sich bessern. Laufe seit ca. 10 Tagen jeden Tag 14 km, jetzt diese Woche wird auf 20 km / Tag aufgestockt.
Könnte mir ganz gut eine Wiederholung des Versuches vorstellen – zumal auch die Finanzierung gesichert ist. Ob ich allerdings nächstes Jahr schon das Ganze anpacke – warten wir ab, wie gut der Genesungsprozess sich vollends anbahnt. Eins ist klar geworden dort Down Under – Alle müssen, vor allem der Radler, super in Form sein – das „Ding“ dort unten ist nämlich eine ganz harte Geschichte – was Wunder dass auch Gerry nur knapp über 500 km am Tag „heruntergerissen“ hat ( beim RAAM waren das bei ihm schon mal im Bereich von 570 km pro Tag, trotz der Berge der Rockies !!! )
Dann brauche ich natürlich auch eine Crew. Und die sollte doch bitte ein bisschen größer sein! Sonst ist es für die Begleiter ja unendlich brutal. Kurz gesprochen. Ich möchte dann mit 4 oder 5 Leuten auf die Reise gehen, und bitte dann mit Leuten von der „Qualität“ von Euch!!!!!
Kannst Dir ja überlegen......
die Begleitmannschaft beim Rekordversuch 2006

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Ab durch die Mitte...-2-

auf dem Stuart Highway nonstop durch Australien 2006

...kleine Pausen sind dennoch nötig.

Brennt doch die Sonne einer riesigen UV-Kanone gleich vom Himmel und nötigt zu vollständigem Schutz meiner empfindlichen Haut, will ich nicht einem Weißbrot gleich im Toaster enden. Langarmtrikot und „zentimeterdick“ aufgetragene Sonnencreme auf den Beinen ist unsere passende Antwort auf die gefährliche Vorgabe unserer jetzigen Umgebung.
Sonnencreme satt...


Die ist im Wesentlichen sehr einfach zu beschreiben.
Im Längsprofil: links eine rote Sand- oder Steppenlandschaft mit schütterem Baumbestand und einigen vertrockneten Sträuchern, daran anschließend eine ca. fünf bis zehn Meter breite Zone als Seitenstreifen aus hart gewalztem roten Sand, dann die Fahrbahn, und das ganze vice versa auf der rechten Seite. Und das über mehrere Kilometer.
Über mehrere hundert Kilometer!
Steht jedenfalls zu erwarten. Oder auch zu befürchten?
wie auch immer, es ist Realität!
Das müssen wir erst sehen.
Bisher ist es mir ganz gut gelungen mich auf diese fünfte Dimension einzulassen. Die drei Raumkoordinaten sind klar, wir bewegen uns ja, vom Weltraum aus betrachtet, in einem beweglichen Koordinatensystem, unserer rotierenden Erde, von einem Punkt zum anderen. Gleichzeitig verändert sich dabei Koordinate Nummer vier , also die Zeit. Die schreitet ja dummerweise voran und läuft uns bei unserem Vorhaben davon.


Die fünfte Koordinate, oder die fünfte Dimension, die unabhängig davon ist, gleichzeitig aber in die raumzeitliche Veränderung der verbleibenden vier Dimensionen eingreift, ist die Eintönigkeit und damit auch die damit einhergehende Einsamkeit. Es ist ein Paradoxon, in der Hektik des Alltags unserer Tempogesellschaft festgenagelt, sehnt man sich nach Ruhe, Stille und Einsamkeit, um sich zu sammeln und Kräfte zu tanken.
Ist man erst mal in dieser Einsamkeit, dieser fünftem Dimension gefangen, sucht man gerade das Gegenteil. Das Gegenteil, welches man nun augenblicklich nicht erreichen kann.


Definiert man es nüchtern und emotionslos, strebt man wohl immer das an, was man gerade nicht hat oder erreichen kann.
Mir macht es Spaß mich mit diesen psycho- physiklalischen Begebenheiten zu befassen. Dabei verstreicht die Zeit wie im Fluge und es dämmert bereits. Der erste Tag neigt sich also dem Ende zu und die erste schlaflose Nacht steht bevor.


Hier in den niederen Breiten gibt es eigentlich keine richtige Dämmerung. Dieser „Verdunkelungsprozess“ der Landschaft geht sehr schnell, dem Ausknipsen eines Lichtes mittels Schalter nicht unähnlich, vonstatten.
Kaum strebt die Sonne dem Horizont zu, verwandelt sie die im kalten, harten, weißen Tageslicht konturlos erscheinende Umgebung mit den sanften Rot- und Orangetönen des Sonnenuntergangszeitraumes in einen wahren, warmen Formen- und Farbenrausch. Dann ist die Sonne auch schon hinter dem Horizont verschwunden und die Dunkelheit ergreift von der Landschaft Besitz.
im letzten Tageslicht Irgendwo im Nirgendwo der Australischen Weite
Jetzt erwacht auch das Tierleben.
Überall beginnt es zu zwitschern und zu piepsen, zu grillen und auch zu ächzen.
Geradezu geheimnisvoll. Das Konzert der Natur ist nur zu hören, zu sehen ist rein gar nichts.
Nur die weitreichenden Lichtkegel der Scheinwerfer des nachfolgenden Campers bohren einen Tunnel, in welchem ich mich fortbewege in die pechschwarze Nacht. Immer kühler wird die Nacht und im Morgengrauen sind wir bei einstelligen Temperaturwerten angelangt.
radfahren in der Nacht


Kurz bevor die ersten 24 Stunden rum sind, belohne ich mich nach 600 km Fahrtstrecke mit einem ersten Nickerchen von knapp einer Viertel Stunde.


Der Zweite Tag ist ein Abbild des ersten.


Unterschied: Weniger Verkehr, langsamere Geschwindigkeit.
Die Zweite Nacht wird dann anfangs ganz hart.
Kein Wunder. Bereits mehr als eineinhalb Tage kämpfe ich mich durch diesen riesigen „Eucalyptusteller“ (=Australien). Vermisse aber bisher ganz klar den Geschmack.
Auch eines dieser grünen Bonbons wird da nicht weiterhelfen, so dass ich mich weiter lieber an Cola und allerlei ramschigem Süßkram, wie Schokoriegeln, Gummibären und auch Marshmellows gütlich halte.
Nach der ersten richtigen Schlafpause nach 42 stunden (1 Stunde und 30 Minuten) geht es mit Körper und Psyche dann wieder richtig voran. Jetzt scheint auch der Wetterbericht, welcher die ganze Zeit von Nordwind sprach (= Rückenwind) mit der Wirklichkeit zu korrelieren. Mit dem Gebläse im Rücken weicht auch die Unentschlossenheit wieder aus unserer kleinen Mannschaft und jeder stemmt sich noch mehr ins Geschirr.
Auch als der Wind dann nach ca. 3 Stunden zum Seitenwind wird, lassen wir uns vom positiven Flow dieses Tages nichts mehr nehmen. Stur bleibt die Scheibe und die Hochprofilfelge im Rad montiert und lässt mich zwar etwas auf Zickzack Kurs über die Fahrbahn schlingern oder besser segeln, aber dieser Vorwärtsdrang bleibt nicht nur, er scheint noch zu wachsen.




bei allem Erfolg dieses Tages...Kühlung tut not ! Eis für Füße und den Magen...oder für die Psyche??


Ob dies nur eine in die Wirklichkeit hineingeträumte Wunschvorstellung, oder reale Wirklichkeit ist, können wir am Spätnachmittag im Roadhoase von Ti Tree ganz einfach überprüfen: Fast den ganzen Rückstand auf unsere imaginäre Marschtabelle, welchen wir uns in den ersten beiden Gegenwindtagen eingefangen haben, konnten wir heute wieder egalisieren. Klar, doch, dass wir uns da mit einer Riesenportion Pommes belohnen.


Der ominöse Halfway Point, schätzungsweise in oder um Alice Springs gelegen ist nun unser nächstes Ziel für die in ca. eineinhalb Stunden über uns hereinbrechende, nunmehr die dritte Nacht....


Klatsch!
Etwas rumpst gegen meine vordere Felge, dreht diese nach rechts. Das Rad baut sich auf und wie ein wilder Gaul wirft mich das Carbonkamel ab und lässt mich sehr unsanft mit der linken Schulter auf dem Asphalt der Fahrbahn landen. Ein kurzer Versuch aufzustehen verdeutlicht schnell, dass hier das Radabenteuer ein Ende gefunden hat – das richtige Abenteuer, aus dem Nirgendwo des Outback wieder heim und zu einem wieder einigermaßen gesunden Menschen zu werden, nun, das war in der ganzen Dimension hier auf der heißen Herdplatte des Stuart Highways liegend, zum Glück noch gar nicht abzusehen.



Infos:
Der Stuart Highway zerschneidet Australien wie mit dem Messer durchzogen von Nord nach Süd. Er ist die einzige asphaltierte Verkehrsverbindung im Outback und die Hauptverkehrsader des Landes. Gleichzeitig ist das Verkehrsaufkommen im Wesentlichen sehr gering. Nicht zuletzt deshalb ist der Stauart Highway auch das Ziel für den ambitionierten Touren- und Rennradfahrer. Viele Hunderte haben sich dieses grandiose Abenteuer, meist von Roadhouse zu Roadhouse bereits gegönnt.
Lebenswichtiger Tipp: Viel Wasser mitnehmen!!
Die Luft ist extrem trocken und hat man erst mal den Wind „im Gesicht“ geht es nur noch sehr langsam voran und die Entfernungen wachsen und wachsen. Wohl dem der da genug zu trinken hat.
Ca. Alle 100 km gibt es eine Wasserstelle oder ein Haus oder eine Tankstelle.(vorher unbedingt erfragen!) Dazwischen ist rein gar nichts – außer eben Natur!!
Australien ist ein sehr heißes Land. Auch im Winter muss man mit Temperaturen von deutlich über 30 Grad im Outback rechnen. Wem es nichts ausmacht, dass es nachts im Winter empfindlich kalt wird, sollte über den Südwinter als Reiszeit nachdenken.
Und, Sonnenschutz nicht vergessen. Entweder verhüllen oder schmieren!
großartige Eindrücke und Weite, ob "unten" oder, wie hier, "oben" gibt es reichlich - gratis!

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Ab durch die Mitte...-1-




...auf das Wesentliche reduziert - auf dem Stuart Highway nonstop durch Australien 2006


...dorthin, wo der Pfeffer, nein, der Eukalyptus wächst...„Mama, wo kommen denn die kleinen grünen Bonbons her?“, fragt der Kleine .“Dort, wo der Eukalyptus wächst“ wird die Mama antworten.
Wie recht sie doch hat. Immerhin fast 90 % des Baumbestandes in Australien, jener für uns Mitteleuropäer ach so fernen Landmasse am anderen Ende der Welt, besteht aus allerlei Ab- und Unterarten dieses Gewächses.
Eukalyptus...diesmal in "abgefackelter" Form...

Nun soll es ja beileibe nicht so sein, dass man dort ständig diesen so scharfen, aber dennoch beliebten Geruch in der Nase habe, wird einem berichtet, wenn gleich die „furchtbar“ süßen Koalabärchen, welche sich ausschließlich an den grünen, stark mit diesen Ätherischen Ölen durchsetzten Blättern laben, eben genauso wie ein solches Bonbon duften.

Die bevorstehende, ewig lange, mithin mehr als einen ganzen Tag dauernden Reise, hat mich zwar in der Vergangenheit davon abgehalten mir selbst ein Bild von dieser riesigen, einzigartigen Insel, welche gleich auch noch der fünfte Kontinent unserer Mutter Erde ist, zu machen, aber im Laufe des Frühjahrs brechen auch diese Dämme.
Gleich mehrere Gründe sind hierfür verantwortlich:

erstens: ich will Radfahren – Radfahren in einer anderen Dimension.


Also fahren ohne Grenzen, ohne geographische und verkehrstechnische Hemmnisse, wie sie durch die starke Zersiedelung unserer heimatlichen Sphäre vorgegeben sind, einfach weiter, immer weiter. Hier bietet dieses, an der Fortbewegungsgeschwindigkeit eines Radfahrers gemessen, geradezu schrecklich ausgedehnte Land fast unerschöpfliche Möglichkeiten.

Zweitens: ich will diesen neuen, anderen, für mich so fremden Kontinent entdecken. Eine indianische Weisheit lehrt uns, dass unsere Seele nur so schnell reisen kann, wie unsere Beine uns vorwärts tragen können – ich lege mir das ein wenig großzügiger aus und erlaube mir die Fortbewegung mittels der technischen Maschine Fahrrad (wird ja immerhin noch aus eigener Kraft angetrieben). Damit will ich meinen Sinnen die Möglichkeit eröffnen wie ein Staubsauger alle am Wegsrand vorzufindenden Eindrücke in mich hineinzusaugen und in meinem „Staubsaugehrbeutel“ (= meinem Bewusstsein) festzuhalten.

Und last but not least, also drittens, verknüpfe ich das gleich noch mit einer sportlichen Intention. Nein, Rad fahren über eine Distanz von über 3.000 km ist mir noch nicht genug!


Es darf jetzt auch ein bisschen mehr sein. Und zwar nonstop!


Gerry Tatrai, der australische Ultraheros hat hier die Marke in den rauen Asphalt von Down Under gemeißelt. 1996, auf dem Höhepunkt seiner Radkarriere, welche ihm immerhin zwei Siege beim prestigeträchtigsten aller Nonstop Radrennen über die Ultra Distanz, dem fast 5.000 km langen RaceAccrossAmerica bescherten, machte er sich drauf und dran die Strecke von Darwin, im tropischen Norden der Insel gelegen, mitten durch das australische Outback, direkt nach Adelaide, am Süd Ende der Insel, am indischen Ozean, in nur 5 Tagen und 23 Stunden zurückzulegen. Genau diesen Rekord will ich mit nach Deutschland, auf die Schwäbische Alb, nehmen.




Um das Ganze in die Tat umzusetzen, brauche ich erst mal noch eine Begleitmannschaft. Die wird die Aufgabe haben hinter mir herzufahren, mich also vor dem von hinten heranbrandenden Verkehr zu schützen, mein Gepäck, wie Ersatzmaterial und Wechselwäsche zu transportieren und vor allem aber mich ständig mit Trink- und Essbarem zu versorgen. So, dass ich mich aufs Treten konzentrieren kann – das wird auch bitter nötig sein. Kalkuliert man die Vorgabe von Gerry einmal durch, so müssen immerhin über 500 km am Tag zusammengestrampelt werden.
Hoffentlich haben wir dann da keinen Gegenwind und ....


Um überhaupt eine realistische Chance zu haben, lege ich den Versuch in den australischen Winter. Da ist es nicht ganz so heiß am Tag, 35 Grad reichen ja auch, und nachts kühlt es, zumindest im Outback richtig ab. Einstellige Temperaturwerte sind in der extrem trockenen Luft beileibe keine Seltenheit. Mit der „Kälte“ komme ich erfahrungsgemäß wesentlich besser zurecht als mit der Hitze, ich kann mich ja auch warm anziehen.
Mitte August sitzen wir schließlich im Flieger. Zu viert.
Alexandra will sich hauptsächlich ums Fotografieren kümmern, beim betreuen ist sie noch Rookie, also Anfänger.
Ihr zur Seite steht Sabine, selbst aktive Triathletin. Sabine hat mich schon mit großem Erfolg beim Nonstopradrennen XXALPS 2004 betreut.
Dritter im Bunde ist Jürgen. Jürgen kümmert sich um die gesamte Technik und ist auch an der Linse aktiv. Jürgen hat schon Betreuererfahrung bei meiner RaceAcrossAmerica Teilnahme im Jahre 2001 gesammelt.
Durch die überraschende Absage unseres vierten Mannes, des Australiers Nick, nur eine Woche vor dem Beginn unseres geplanten Rekordversuches wird die “Luft ganz dünn“ für die mit 3 Personen extrem kleine Begleitmannschaft.


Jedoch sind alle nach dem langen und anstrengenden Flug in Darwin, unserem Startpunkt, hochmotiviert und erfolgshungrig. Was soll uns also noch bremsen? Mit der Unterstützung von Erhard und seiner Frau Sabine gelingt es uns in 2 Tagen alle nötigen Besorgungen und auch das Aufrüsten des angemieteten Campers zum PSV (personal support vehicel), dem Begleitfahrzeug, zustande zu bringen und uns nebenbei auch gleich noch ein bisschen vom Reisestress zu erholen.




im tropisch heißen Darwin haben Erhard und ich beim Zusammenbau der Räder ordentlich zu schwitzen Wir sind bereit! Sabine, me, Sabine + Erhard voller Zuversicht
Running and rolling...
So starten wir denn am Montag, den 21. August um 6.40 am Morgen, noch bei Dunkelheit an einem Kreisverkehrs in Darwin, welcher als Beginn des Stuart Highways gekennzeichnet ist. Vorher hatten Jürgen und Erhard noch allerlei stressige Momente beim erfolgreichen Reparaturversuch der Kfz-Elektrik, hatte doch irgendeines dieser vielen einzigartigen Tierchen hier in Australien Geschmack an einem Stromkabel des Campers gefunden.

Jetzt rollen wir endlich.


nach den Aussenbezirken von Darwin geht's auch gleich ins Outback


Was mich da wohl erwartet?
Jetzt ist es zuerst mal alles andere als einzigartig. Eben Großstadtverkehr mit dem Fahrrad. Schnell jedoch erreichen wir die Außenbezirke der Metropole des Northern Territory.
Der Verkehr nimmt aber leider nicht gleich im selben Maße ab, wie auch die Landschaft wilder wird. Wobei wild und wild nun mal erst zu definieren ist.
Nichts von der Schroffheit einer Hochgebirgslandschaft.




Es ist hier weitgehend eben in Australien. Der ganze Kontinent ist salopp gesagt nicht viel mehr als eine riesige flache Schüssel, besser ein riesiger Teller, den es zu durchmessen gilt. Es werden wohl kaum die Aaaah- und Ooooh- Momente sein, welche den Eindruck der bevorstehenden endlosen Fahrt definieren, sondern eher der endlos erscheinende Weg durch sich selbst hindurch. Denn, so viel steht fest, erst mal muss ich durch mich selbst hindurch, oder dem Gedanken des Radfahrens besser angemessen, über mich selbst hinüberfahren, um wieder in den Talboden der Realität des Outback zurückzukommen - um es eben zu verstehen.




Erleichtern möchte ich mir das erreichen dieses Seelenzustandes, indem ich mit möglichst wenigen technischen und medizinischen Hilfsmitteln dem „feindlichen Element“ in Augenhöhe entgegentrete. Ich mich mithin als verwundbar darstelle, um damit auch von vornherein gleich einer Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. Denn kämpfen möchte ich in Wirklichkeit gar nicht, eher mich treiben lassen vom Fluss der Gefühle, welche die vorbeiziehende Eintönigkeit in mir hervorrufen. Hoffentlich spült dieser Fluss meine Entschlossenheit heftig zuzutreten, wegen der nunmehr herrschenden Hitze, vor allem aber aufgrund des heftigen, immer mehr auffrischenden Gegenwindes nicht einfach so weg.


Noch bin ich stark. Das Rad rollt mit schmatzenden und schlürfenden Abrollgeräuschen der Reifen auf dem super extrem rauen Asphaltband in Richtung Süden.
rauh, rauher, am rauhesten - hier rollst extrem schlecht!


Ich lasse mich nicht lumpen und belohne die Tapferkeit des exquisiten Materials mich nicht mit Pannen zu quälen, sowie auch die Mühen meiner 3 Begleiter mich ständig in perfekter Weise mit kühlen Getränken und wohlschmeckenden Speisen zu versorgen mit ordentlichem Tempo. Meist steht eine Zahl mit der 3 beginnend auf dem Radcomputer.

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Sonntag, 5. April 2009

GDR 2008 - Resumee

Great Divide Race....

Jetzt, einige Monate nach dem Erreichen dieses ganz großen Zieles ist Zeit genug verstrichen, um nicht mehr geblendet von den aktuellen Geschehnissen ein Fazit ziehen zu können.

Als Erstes darf ich für mich selbst resümieren: das erhoffte Erlebnis, das Naturerlebnis, wie auch das Sporterlebnis, ja, das hatte ich – und zwar sehr reichlich!!!

...dass diesmal auch wieder eine Top-Platzierung dabei herausgesprungen ist, ist ein angenehmer Nebeneffekt (Ich möchte mich jetzt hier nicht in die Schlammschlacht in einigen MTB Foren einklinken, welche letztlich im Gange waren - zum Glück durch ein "Machtwort" von Pete dann beendet wurden – Geschichte ist eben irgendwann eben Geschichte - möchte aber nicht versäumen hierbei zu erwähnen dass ich persönlich aus diesen Vorkommnissen heraus meine, dass das Great Divide Race ,kaum konnte es sich ein bisschen etablieren, auch schon wieder tot ist!!!! – da das GDR selbst, in Form seines Board of executive, seine ehernste Regel (das Vertrauen) vorsätzlich verletzt hat!! Möge ihnen dieses Jahr ein "glücklicheres Händchen" beschieden sein)

Tot ist aber auf jeden Fall nicht die Idee, welche durch den „individual time trail“ des John Stamstad entstand.
Und zwar auf der sensationellen Strecke des GREAT DIVIDE MOUNTAIN BIKE TRAILS, der längsten MTB-Route dieses Planeten.

Ich möchte und kann nur wirklich jedem Radfan empfehlen sich dieser Herausforderung zu stellen und diese Route einmal zu fahren....ganz oder auch in Teilabschnitten ( Zeitbedarf...)
Es kommt doch im Ernst nicht wirklich darauf an, ob das nun 15, 18, 20 oder 30 oder 50 und mehr Tage dauert – was hernach zählt sind doch die Stunden, welche man auf dem Rad verbrachte inmitten einer gewaltigen, kaum vom Menschen zu bändigenden Natur in den Rocky Mountains. Nicht zu vergessen auch die unvergleichlichen Begegnungen mit all den Menschen, welche man unterwegs trifft, zufällig oder auch weil man Menschen sucht, auch suchen muss, da man zB: auch mal Hilfe braucht....

Infos zur Route und den Kartensatz kann man sich bei
http://www.adventurecycling.org/ besorgen.

Natürlich muss man sich körperlich und auch mental entsprechend seiner eigenen Zielsetzung vorbereiten und man braucht natürlich passendes Material.

Das Material:
Ich erzähle jetzt einfach mal, welche Produkte mir „getaugt“ haben. Das hat natürlich auch mit bestimmten Vorlieben, ja auch Vorurteilen zu tun.
Jetzt hinterher kann ich jedoch sagen, dass die Teile, welche mir null Probleme bereitet haben auch mein Qualitätssiegel,
„Edition endurance by kingcrab“ verdient haben und auch als Basis einer Ausrüstungsplanung dienen können:

Rahmen: Canyon, Grand Canyon Alu-Rahmen
Laufräder: DT Swiss , klassisch gespeicht
Antrieb: Shimano (Kurbel, Umwerfer, Kette, Kranz)
Schaltgriffe: Suntour, Sram
Schaltung: Sram
Vorbau: Syntace F 99
Sattelstütze : Ritchey WCS ( Alu)
Sattel: Sixt, AIRSEAT
Gabel: Magura Durin MD 80
Bremsen: Magura Marta mit 160 er Scheiben v. u. h.

Das Rad war ein Canyon Serienrad und wurde durch die Magura Parts und bestimmte Custom Teile (Lenker, Schalthebel für Umwerfer, Flaschenhalter etc.) an die von mir erwarteten Bedingungen angepasst.

Regenjacke: Vaude Spray Event
Regenhose: Vaude
Windjacke: Vaude
Hose: Canyon, De Marchi (klasse Rad Hose mal ohne den “Pamperseffect”!!!!)
Helm: Alpina Ekip
Brille: Alpina, diverse
Trikot: Canyon
Rucksack: Vaude Trail light 15
Stirnlampe: Lucido
Windweste: Lightweight (Sugoi)
Zelt: Vaude Bivi
Wasserfilter: Katadyn

Ihr seht, nichts besonderes, Die Ausrüstung für solche Aktionen muss erstens leicht, aber vor allem technisch Top und natürlich immer und ohne jede Wiederrede haltbar sein.

Jetzt werden manche fragen: was hat dir die Fahrt jetzt gebracht?
Das kann und will ich nicht beantworten, zumindest nicht allgemein, denn das geht einfach nicht.
Ich konnte jedoch in der Sparte

Solo, unsupported, eine Menge lernen!

Was das für die Zukunft bedeutet, und was aus diesen Erfahrungen in diesem MTB Event zu machen sein könnte...die Zukunft wird es wohl zeigen!





GDR 2008 - 7

New Mexiko - Das Ziel

Kursiv


Tag 19:
So. jetzt sieht es doch fast so aus, als ob diese „Unendlichkeit“ , welche mich in den letzten (vielen ) Tagen gefangen hielt, auch sein Ende finden würde...

Vor dem Ziel hat der liebe Herrgott aber nun mal erst die Arbeit gesetzt – und das heißt in unserem Fall – ich habe nochmals 200 km „zu machen“.

Im Morgengrauen, nach angenehmer Nacht, habe wie immer gut geschlafen, brause ich auf dem 4-spurigen Highway durch Silver City. Irgendwie habe ich aber das Gefühl falsch gefahren zu sein – ich meine, ich sei zu stark in Richtung Westen orientiert – aber das war Täuschung. Jetzt zum Schluss wollte ich auf keinen Fall richtig falsch fahren. Halte darob einige Male an und bin irgendwie mehr als nur ein bisschen erleichtert, als mir ein Mann der Highwaypatrol bestätigt auf dem 90 er Highway zu sein....

Ungefähr eine starke Stunde später, nachdem wir die riesige Silbermine im Süden von Silver City passiert haben, geht es wieder ins Gelände.
in der Ferne - ja diese Berge sind schon in Mexiko, es ist nicht mehr weit!!

Sandstrassen, nicht ganz ungefährlich – meist zum Glück jedoch hart gewalzt, nur einzelne Passagen sind tief und locker...
Ich will mich nicht „hinlegen“, nein, jetzt nicht mehr !
Trotzdem brettere ich so ziemlich Vollgas gen Süden. Manchmal tröpfelt es auch ein bisschen.
nochmals vor den letzten Asphaltkilometern in "der Pampa"

Bald schon habe ich die Interstae 10 erreicht und nach einem kurzen Stück, bei dem der Frontierroad gefolgt wird geht es ab nach Süden – Antelope Wells , wir kommen!!!

Schnell nochmals gegessen um für die restlichen 100 km Asphalt genug Power zu haben.
Will ich doch unbedingt vor 4.00 Uhr die Grenzstation erreicht haben.
Die Station hat nur von 8 bis 4 Offen, und was in der menschenleeren Einöde sonst los sein könnte, ich weiß es nicht – ich will es gar nicht wissen.

So fahre ich eben weiterhin Vollgas und nur 2 oder 3 entgegenkommende Autos schaffen Abwechslung – es scheint also an der Grenze wirklich nichts los zu sein !!

Kurz vor halb zwei erreiche ich nach einer Biegung ganz unvermittelt die Grenze !!!!
Jetzt ist es geschafft:
Über 4.000 km im Gelände, entlang des Bergkammes der Rocky Mountains von Kanada bis nach Mexiko, noch dazu mit allem Gepäck, meist ganz alleine, also solo , unsupported in genau

18 Tagen, 1 Stunde und 26 Minuten !!!! (also mehr als 220 km am Tag)

....ich bin stolz auf mich !!

...und glücklich!!!

ich als „roadie“, beim ersten Mountainbike Rennen meiner Karriere habe ich das ganz trefflich hinbekommen, auch im Anbetracht der Tatsache, dass da keine gesunde Krabbe am Start war....

Natürlich gibt es jetzt viel zu reflektieren.... Im in Kürze hier erscheinenden Fazit gibt es Infos zum Race, zur Idee, zur Vision und natürlich auch zum Material....



GDR 2008 - 6

New Mexiko


Tag 16:
Schon früh, wie eben jeden Tag bin ich schon auf den Socken und nehme den Anstieg über die Mesa nach Cuba in Angriff. Wobei, das soll jetzt hier mal nicht versäumt werden – das früh muss man relativ sehen.
Ich habe mich angesichts der Navigationsschwierigkeiten , welche auf geschotterten Wegen nachts auftreten können ( die Strassen sind oft, oder meist nicht, bezeichnet oder gar nummeriert ) entschlossen meinen Start gerade so zu setzen, dass es gerade wesentlich dämmert... Man also nach kurzer Zeit etwas ohne künstliche Lichtquelle erkennen kann.
im Aufstieg zur Mesa oberhalb von Abiquiu

Die Strasse, nein, ich glaube wir definieren das mal richtig – dieser Weg oder dieses, vielleicht als Karrenspur zu bezeichnendes Etwas schlaucht höllisch. Steil, steinig, dann tiefer Sand, der Hammer.
Als man dann nach ein paar Stunden auf den 73 er kommt wird’s besser. Fast wie auf der heimischen Alb geht es entlang der Ridge, also des Gebirgskammes über Dutzende Meilen in Richtung Cuba, welches ich gegen 1 Uhr mittags erreiche.
Immerhin habe ich jetzt schon 130 km geschafft. Die Tatsache, dass nun die nächsten ca. 190 km Pavement folgen, lassen mich gut und reichlich Obst, Gemüse, Milchprodukte essen, und mich dann gegen 2 Uhr aufbrechen. Jetzt heize ich voll entschlossen dem fernen Grants entgegen..

Nein !!! Als der Wind solch einen Büschel über die Fahrbahn fegt, rolle ich mit dem Hinterrad drüber – vorne konnte ich n och ausweichen...
PFFFFFF. ... Platt.
Ich wurstle den Schlauch raus und sehe schon das Malheur beim Abtasten des Mantels !!! Goat-Thorns.
Das sind kleine Stacheln mit Wiederhaken, die jetzt im Mantel stecken. Die folgende Stunde bin ich beschäftigt die Dornen außen mit dem Messer abzuschneiden und nach innen mit der Pinzette zu entfernen – 21 dieser Dinger habe ich gezählt !!!
Den Schlauch ersetze ich mal der Einfachheit halber gleich ganz !! Ich habe zwar noch ca. 60 Patches und ca. 20 Gummiflicken, aber auch nur noch einen zweiten Reserveschlauch. Da kann es gleich düster aussehen, passiert einem das mehr als einmal....

Ärgerlich, diese Stunde Verlust – aber jetzt heize ich erst richtig durch die Wüste mit ihren sanften Rolling Hills, also dem immerwährenden leichten auf und ab.
Voll konzentriert trete ich drauf und meist rollt die Kiste mit dem 13 er oder 15 er – der Speed stimmt also, so kann ich um kurz nach 10 abends Vollzug melden.
Grants , here I am !!! (das waren heute immerhin 320 km !!!)

Tag 17:
Für heute habe ich mir mal nach der langen Fahrt vom Vortag nur “fahr mal bis Pie Town und dann eben noch so weit es eben gerade gut geht“.vorgenommen.

unterwegs in Richtung Pie Town

Meine Vorstellung von Pie Town war aufgrund des Erscheinungsbildes auf der Karte ein ganz Falsches.
in Pie Town, das Cafe

Aber man darf doch auch mal Glück haben: heute ist Sonntag und auch noch um die Mittagszeit – das Cafe hat also offen (nur 3 Tage die Woche von 11 bis 3 Uhr) und es gibt für mich
Apple Pie mit Icecream in Pie Town !!!!


Nachmittags fängt es wieder an zu gewittern – das „Monstrum“ ist aber noch weit weg – nur der Regen reicht bis hier , so stelle ich mich noch mit vollem Bauch (knapp eine Stunde bin ich seit dem Stop in Pie Town wieder auf den Socken) unter einen alten und dicht gewachsenen Baum. ...und werde in meiner super Regenjacke kaum nass. Nach knapp einer Stunde ist alles vorerst mal vorbei und ich setze meine Reise fort.


Leider stellt sich der auf der Karte eingezeichnete Laden nur als Kirche heraus – dort bekommst du genau dann etwas, wenn die Gemeindemitglieder gerade da sind und den Gottesdienst feiern.... Was jetzt nicht der Fall ist.
Heiß ist es und meine Wasservorräte schwinden.
Da auf den nächsten 200 km kein Wasser mehr kommen wird, muss ich mir was einfallen lassen – ca. 2, 5 Liter habe ich noch....
Bei 2 Ranches versuche ich es umsonst, bei der 3. habe ich dann Erfolg – dort wohnt eine ehemalige „Firefighterin“, die jetzt hier in der Einöde lebt und Rinder züchtet....


Sie hat frisches Wasser aus einem Tiefbrunnen und versorgt mich auch mit Süßigkeiten, die sie selbst nicht verspeist und von Ihrer Tochter immer bekommt, so selbige zu Besuch ist!
Langsam endet der Tag und es wird wieder rabenschwarz am Himmel. Es wird wohl regnen diese Nacht. Bei der ersten möglichen Stelle zu campen hat es einen alten aufgelassenen Schuppen, voll mit Abfall.
Notdürftig räume ich in der verbleibenden halben Stunde Tageslicht den Schuppen ein wenig auf – so kann ich wenigsten unter einem Dach sein....
Mein Nachtquartier für heute

Nachts gibt es eine herrliche Geräuschkulisse, der Elch treibt in strömendem Regen sein Rudel durch die Gegend und die Coyoten heulen dazu....




Tag 18:
Mitten im Gila National Forest geht es durch diverse Canyons bei zweifelhaftem Wetter weiter gen Süden !


Bin ich froh den Beaverhead Work Out zu erreichen. Dort sind eine ganze Armada von Rangern stationiert welche dieses riesige Gebiet versuchen unter Kontrolle zu halten (Feuer etc.).
Wasser gibt es hier – das brauche ich auch wieder, bevor es zu einem anstrengenden Auf und ab durch den Black Canyon geht.
Hart aber herzlich ! Viele Steine, viel Waschbrett Piste, Hitze, für alles ist gesorgt!.
nur hier auf ca. 500m Wegeslänge gedeiht dieser Mohn in der Gila Wilderness

Mittags treffe ich 3 Motorradfahrer. Die einzigen Menschen auf der Route seit eineinhalb Tagen. Wir tauschen uns über alles aus – so erfahre ich bei der Gelegenheit auch gleich, dass Carl nur ein paar Stunden vor mir liegt.
Aber das hätte ich auch vermutet, da ich immer wieder sein relativ frischen Reifenspuren sehe – da es zum Teil stark windet werden die Spuren ja auch verwischt....
In Mimbres gibt es mal wieder was zu essen- ich genieße das Eis und das kalte Cola nach knapp 2 Tagen leben von den „brühwarmen Dingen“ aus dem Rucksack.


Ich schaffe es gerade noch über den folgenden Berg (Dreckstasse – impassable when wet), als ich in Hanover (500 Einwohner) vom Gewitter getroffen werde. Ich bin in den 2 Minuten bis unter ein Dach vollkommen nass.
Bei über 30 Grad sind die Klamotten aber auf den ca. 20 km bis Silver City nach dem halbstündigen Regen aber wieder trocken.


Ich könnte jetzt eigentlich voll Ernst machen.... fahre ich jetzt weiter und gebe ein wenig Gas, so ist klar, dass ich den auf dem 2. Platz liegenden Carl locker einholen werde !!!!
Die Erfahrung hat ja gezeigt, dass ich auf ca. 200 km immer locker ein paar Stunden auf ihn hereinfahren kann.
Aber was soll’s – ich genieße es gut zu essen und nochmals gut zu schlafen und habe mir vorgenommen am morgigen Tage voll bis an die Grenze zu fahren.....(Ich mache also in Silver City Station für die Nacht)





GDR 2008 - 5

Colorado - New Nexiko


Tag 13:
Gut gemacht! So, oder ähnlich muss ich mich bei bestem Wetter loben, als ich den Marshall Pass in Angriff nehme. Ein langer, aber angenehm zu fahrender, sehr langer ( > 40 km ) Anstieg, mit prächtiger Aussicht.
Nunmehr sind die abgestorbenen Bäume zum Glück wieder in der Minderzahl und geben dem Landschaftsbild einen großartig anzusehenden „grünen Pelz“.
oben auf dem am Morgen zugig kalten Marshall Pass

Zum Teil kann ich tief eingeschnittene Reifenspuren erkennen, was unzweifelhaft darauf schließen lässt, dass am vorigen Nachmittag und Abend hier richtig geprasselt hat.... Es ist eben jedermanns Sache dieses Risiko zu gehen oder nicht ....(aber dann ist nicht der Veranstalter schuld!!!)

Kurz vor Sergants treffe ich auf die Bikerlegende Mike Curiak. Wir plaudern lange, wohl fast eine Stunde über dies und das, auch erzähle ich ihm über das Malheur an der Brooks Lane Road.( Mike hat nach einem missglückten Versuch im Jahr 2003 das GDR dann 2004 in knapp über 16 Tagen gewonnen und damit eine Marke gesetzt, welche erst im letzten Jahr fiel).

Heute sind die Straßenverhältnisse doch wesentlich besser als in den vergangenen Tagen, so nehme ich den Cochetopa Pass „im Fluge“, also der 2. ganz hohe Pass an diesem Tage.
im Laufe des Aufstieges zum Cochetopa Passes

Heiß ist es auch wieder und so filtere und fülle ich meine Wasservorräte am Upper Lake wieder auf.
Auch heute zieht es wieder schlimm zu..... Die ganze Auffahrt zum Canero Pass fahre ich quasi vor den Tropfen her. Runter sollte es ja kein Problem sein die Wolken auf Distanz zu halten...

Da, .... rumms, ein riesen Loch, ein Schlag.....pfff..... Mist, ein Platten, klassischer Durchschlag hinten. Ich sehe schon, wie der Wind die schwarzen Wolken auf mich zutreibt. Das musste nun nicht wirklich sein.....

Kurz vor Del Norte dann wird der Trail nass. Es hat also geregnet Und es kommt noch mehr, also schnell noch einkaufen! Es war ein langer Tag ( >240 km und 3 harte Pässe – alles auf Trails und unpaved Roads ! )

Tag 14:
Wieder einmal – ein klasse Morgen – die Gewitter haben sich verzogen. Heute wird’s knalle hart. Der Indiana Pass, der Höchste mit dem längsten Anstieg ( 50 km ) steht bevor. Die Karte empfiehlt einen frühen Aufbruch, um das überhaupt zu schaffen.
Del Norte stellt einen super Morgen parat

Es ist teils matschig , rollt also noch schlechter. Aber meine Räder rollen wenigstens . Die Spuren von Carl, vom Tage zuvor zeigen mal wieder: fährt man volles Risiko im abendlichen oder nächtlichen Gewitter, dann wird’s eben noch härter (eben schieben durch den Matsch).

in und um Summitville herum

Bin ich froh endlich oben zu sein, aber die Abfahrt ist Mist, da wirklich pampig. Kaum drehen sich die Räder.....alles ist mit zähem Matsch zugekleistert.


jetzt ist es wieder trocken, aber knifflig...


Die Landschaft ist bis auf die riesige Mine malerisch, da könnte man vergessen, dass alles hier total vergiftet ist, nicht mal das Leitungswasser in den umliegenden Orten ist trinkbar (auch nicht filterbar, da chemisch verseucht).
Kurz vor Mittag erreiche ich Platoro und schon beginnt es nach einem kurzen Lunch erneut zu regnen. Ich warte erst mal ab. In einer Regenpause am Mittag erreiche ich auf die Schnelle noch Horca, knapp 40 km weiter. Jetzt prasselt es und man sieht gar nichts mehr!
In der Karte steht: „Road impassable when wet“.
Ich miete mich also erst mal in einer Cabin ein. Und warte ab. Zuvor stelle ich mein Rad noch in den reisenden Bergbach ,damit es wieder ein bisschen sauber wird und eben wieder ein bisschen leichter. Ein kurzer Tag ( nur 117 km , Mist!!).


Tag 15:
Am nächsten Morgen das immer gleiche Bild – herrlich. Rasch fällt der la Manga Pass. Auf den folgenden Wegen – auch wie immer, Carls Schiebe- und verzweifelte Zickzackspuren. Der starke Wind hat mit Hilfe der stechenden Sonne den Matsch schon weitgehend wieder zu einer mehr oder weniger befahrbaren „Harschdecke“ trocknen lassen.
Der halbe, aufgezwungene Ruhetag gestern hat gut getan und den mittaglicher Schauer überstehe ich auf einem Outdoorklosett am Highway 64 problemlos, vor allem aber trocken.


In Rito fülle ich meine körpereigenen Speicher mit Flüssigem und vor allem viel Obst, traue ich doch dem „Full Services“ in Abiquiu nicht über den Weg.
der Store in El Rito, eisgekühlt...




Es wird schwierig dort etwas zu finden, ich finde aber nach über 1,5 stündiger Suche dort in einer alten Weingärtnerei Unterschlupf.




GDR 2008 - 4

Colorado








Tag 10:
Gleich nach Rawlins steigt die Strasse an und es geht munter bergauf.
Und dann das Erstaunliche , je höher die absolute Höhe desto umfangreicher wird der Bewuchs, waren es zuerst nur einzelne vertrocknete Büsche und ähnliches, welche die extrem waschbrettartige und grob gekiest Fahrspur beidseitig säumten, so sind jetzt aus den ersten Kiefern richtig traumhafte Espen geworden...




die Espen Alley vor Slater

Die Abfahrt genieße ich auf den nächsten 20 km nach Slater, dem Grenzpunkt ( ein vergammelter Wohnwagen als Post Office ) zwischen Wyoming und Colorado auf Pavement ( also geteerter Fahrbahn – werde also mal nicht durchgeschüttelt ).

In der Gluthitze und der Baum- und Schattenlosigkeit des Tales nebst dem übel stinkenden Flüsschen halte ich mich trotz kurzer Vesperpause nicht lange auf und strebe unaufhaltsam den weit entfernt sichtbaren , bewaldeten Höhenrücken zu – da dahinter muss Steamboat Springs, mein für heute auserkorenes Tagesziel liegen.
Vorher hat der liebe Herrgott aber noch einen heftigsten Anstieg mit langen Schiebepassagen (zu steil und vor allem zu steinig) und noch schlimmer, eigentlich gar keiner Abfahrt gesetzt.
Es geht derart holprig über viele Meilen bergab, dass fast nur etwas höhere Schrittgeschwindigkeit möglich ist – Wenn mal keine kopfgroßen Brocken im Weg liegen dann ist durch das viele Schmelzwasser der Untergrund so aufgeweicht, dass ,man nie weiß wo das Vorderrad gerade hinfahren will.....
Bin ich froh, dass ca. 40 km vor Steamboat in Clark ein spitze Laden liegt, der Clarks Store.
...dort gibt,s viel kaltes zu trinken und noch mehr Eis..... Welche Labung nach der Hitzschlacht von gerade eben (Temp > 90 F , also deutlich über 30 Grad).

Tag 11:
Den Cutoff in Steamboat, das war kein Problem, und beim üblichen , zeitigen, morgendlichen Aufbruch komme ich wie gewohnt, gut ausgeschlafen, gut mit Flüssigem und Essbarem aufgefüllt, zügig voran.
Kurze Zeit später treffe ich Geoff, der seine Fehler bei der Ernährung und die mangelnde Ruhe mit Krankheit und totaler Lustlosigkeit bezahlen musste.(Er hat einen Tag in Steamboat pausiert Meine Gesellschaft tut ihm gut!
Wir fahren eine halbe Stunde zusammen und genießen im Schatten einiger Kiefern am Wegesrand unser zweites Frühstück.
Ich mache mich, da deutliche schneller unterwegs, dann alleine auf in Richtung Colorado River und "heize" den langen knalleheißen Südanstieg aus dem Coloradotal heraus nach Kremmling hinauf, wo die Klimaanlage der Tankstelle wieder für die nötige Kühlung meines Kreislaufs sorgt.
Der Ritt über den Utepass hat etwas besorgniserregendes – Ich kann beim besten Willen hier einfach keine grünen Bäume mehr entdecken.
Das großflächige Waldsterben ist dabei ganze Landstriche in den Rockies zu verändern, wohl für immer !
Ein Glück, dass ich das jetzt noch nicht im absoluten Endstadium wahrnehmen kann.
Die ehemals gesunden Wälder in northern Colorado ?!!

Die Wolken ballen sich immer mehr zusammen, auch hat der Wind jetzt schon besorgniserregende Stärke angenommen – dummerweise kommt er entgegen und treibt die schwarze Pampe auf mich zu.
Ich bin also mal bescheiden und setze mir erst mal das Ziel : Silverthorn.
Als ich dort trocken kurz nach vier eintrudele, entscheide ich mich nach dem Genuss von reichlich Käse, Obst und Eis den „Sprung“ nach Breckenridge ( ca. 40 km ) noch zu wagen.

Es bläst und ist rabenschwarz – aber es reicht, nicht nur nach Breckenridge, es reicht auch noch das Quartier, das ich heute Nacht mit Carl, den ich hier in der Tourist Information treffe, teile, zu erreichen, auch der Einkauf gelingt noch trocken, bevor der Himmel dann in der Nacht alle Schleusen öffnet!!!

Tag 12:
Morgens: herrlich blauer Himmel – oder er wird blau, denn noch ist es dämmrig – aber es ist auf ca. 2.800 m Höhe auch eiskalt – kaum um die 0 Grad C.
Der Weg ist auch mal einfach zu finden – einfach auf den Boreas Pass hoch. Echt grandios. Die dünne Luft ist aber schon als erschwerend beim Atmen wahrzunehmen.

Da ich deutlich schneller fahre, nutze ich die Gelegenheit der Gesellschaft von Carl zum fotografieren. Er fährt oben auch gleich weiter – Ich ziehe mich lieber warm an, geht es doch 20 km bergab, auf der Schattenseite...
In den Plains vor Hartsel hole ich Carl aber wieder leicht ein und kann ihn später dann beim „Sonnencremestop“ auf den „Chip setzen“
Carl in der Weite vor Hartsel

Kurze Zeit später sind wir in Hartsel – der Weiterweg nach Salida – ein auf und ab in wüstengleicher Einöde. Als eine Gewitterwolke mit Fallstreifen (der Regen erreicht dabei nicht den Boden) vorüberzieht ist der dabei herrschende Crosswind so stark, dass ich absteigen muss und lieber mal eine Meile laufe, als vom Bock gefegt zu werden.
einrichtig fetter Cumulonimbus im "Anmarsch"

Salida – ich steuere Absolute Bikes an – das ist Kult für jeden GDR Racer – aber noch mehr für mich, da Absolute Bikes auch Magura Stützpunkt ist und dort Teile vorrätig sind – Aber die Vorbereitung der Mannen aus Bad Urach (Magura) war zum Glück umsonst. Sowohl Gabel wie auch die Bremsen zeigen sich von der bisherigen rüden Belastung absolut unbeeindruckt.
Also weiter, aber der Himmel ist so schwarz, dass ich, obwohl es erst halb 4 ist, in Poncha Springs (ca. 10 km weiter) ein Quartier suche. Es stürmt mittlerweile und auch einzelne Hagelkörner fallen schon. Längst sind die Berge in Wolken gehüllt.
Ich halte es schlicht für zu gefährlich oder auch unverantwortlich bei dieser Wettersituation auf einen Hochgebirgspass (deutlich über 3.000 m Seehöhe) zu fahren und sich dann dort auf der Ridge für die nächsten 3- 5 Stunden zu tummeln....

GDR 2008 - 3

Wyoming


Tag 7:
David mit dem ich das horrend teure Zimmer teile räkelt sich noch in den Federn, während ich mich wieder um halb sechs auf die Socken mache.
Auf dem Highway rollt es sich ganz angenehm. Die Luft ist warm und gewittrig – hoffentlich hält’s.
Die Tetons stehen ziemlich unwirklich da...

die Tetons

Ich biege links ab und lande nach kurzer Fahrt in der Buffalo Ranch. Frühstück muss nach knapp 2 Stunden Radeln jetzt sein – habe ich doch aus Rücksicht auf den schlafenden David nur 3 Snickers zum Frühstück gegessen, um ihm möglichst noch ein bisschen Ruhe zu ermöglichen.
Die 6 Pancakes haben eine extreme Saugwirkung und „verschlingen“ eine Dreiviertel Flasche Ahornsirup....
Solcherart gestärkt mit Kalorien und dem Wissen, dass der Togwotee Pass auch von hier aus bequem ( Schneefrei) zu befahren ist, lasse ich’s richtig „knallen“.


Kurz nach der Passhöhe aber das Malheur: Ein Ranger im Gespräch mit einer Familie lässt weder diese noch mich die Brooks Lane Road befahren – „zu gefährlich“ – Alle Diskussionen nützen nichts – Ich muss über den Highway fahren !!!!


Es wird immer „wüster“ oder eben immer arider, je weiter ich tiefere Regionen erreiche.
Am Fuße des Red Union Passes decke ich mich nochmals mit Lebensmitteln ein und dann beginnt eine lange und steile Kletterei – die aber erst ganz oben durch einen wirklich harschen Wind nochmals vollends getoppt wird.
oben am Ute Pass hat's auch noch Schnee


Es geht gegen das Gebläse kaum voran. Die über 30 km da oben auf der Ridge wollen kaum ein Ende nehmen und die katastrophale Abfahrt lässt mich erst richtig schwitzen.
Aber das Rad hat gehalten und bei wuchtigem Rückenwind sind auch die restlichen 50 km voll bis Pinedale zu schaffen . Fazit : Harter Tag mit ca. 260 km und 2 knallharten Pässen.


Tag 8:
Heute ist Ruhetag ! Erst gegen halb sieben schwinge ich mich auf mein Kamel und nach etwa 6 einhalb Stunden ist schon wieder Schluss in Atlantic City.

entlang oder genau auf der Divide vor dem South Pass


Dabei bin ich 150 km durch die Wüste geradelt, habe abenteuerliche Blicke entlang der Fahrt auf der Divide genossen und mich vom Wind schieben lassen. Den Mittag und den Abend lasse ich gemütlich ausklingen und trinke wie ein Kamel....


Tag 9:
Vor diesem Tag habe ich schon Bammel gehabt: 230 km bis Rawlins ! Kein Wasser, keine Siedlung , nur nichts !!!
Da darf nichts schief gehen ! Meist soll es auch Gegenwind haben...?!


Noch in der Dämmerung mache ich mich auf die Socken. Es ist angenehm kühl . Weste und Beinlinge wie auch Handschuhe sind angesagt !
Wenn die Piste nicht so washboarded wäre könnte man richtig bolzen...
Aber da sorgt auch der Gegenwind dafür nicht übermütig zu werden.
die Endlosigkeit des great Divide Basin

Allerdings empfinde ich diesen jetzt gar als Labsal in der sich stark erwärmenden Luft.
Er kühlt !
Nein, langweilig ist diese Einöde beileibe nicht. Tausende sanfte Geräusche und atemberaubende Blicke in der klaren , trockenen Luft sind die Belohnung für knapp 10 Stunden Keulerei....


Dann erreiche ich Rawlins und verkrieche mich in ein klimatisiertes Zimmer – mit sogar viel Eis – meine angeschwollene Schulter wird es danken, steht doch morgen der Ritt über die Halfway-Mark an !!!